INTERVIEW MIT ELMAR BRAUN
WEPLAY wurde im Sommer 2008 von Elmar Braun gegründet und gehört zweifelsohne zu den anerkanntesten Dance-Labels in ganz Europa. Große Künstler wie Robin Schulz, Laserkraft 3D und FAUL wurden hier aufgebaut, unzählige andere große Künstler haben bei der WEPLAY Labelfamilie veröffentlicht: Axwell, Steve Angello, Sebastian Ingrosso, Moguai, Roger Sanchez, Avicii, DJ Tonka, DJ Katch, The Disco Boys, Fedde Le Grande und viele mehr.
Das Hauptquartier befindet sich in der Kölner Innenstadt und verfügt über ein kleines, effizientes Team, das eines gemeinsam hat: Ihre Liebe zur Musik! Unzählige Gold- und Platinauszeichnungen sowie mehrere Echos markieren die Erfolgsgeschichte dieses Indie-Labels.
Hallo Elmar! Schön, dass du dir die Zeit genommen hast, um uns ein paar Fragen zu beantworten. Wie geht’s dir heute?
Vielen Dank, mir geht es bestens. Ich komme gerade von einem Treffen mit einer sehr spannenden Band (ja, genau: Band!), die wir vielleicht unter Vertrag nehmen werden. Ui Ui…dann sind wir neugierig. „Lilly Wood & The Prick und Robin Schulz – Prayer in C“ – damit erlangte WEPLAY/Tonspiel sofort weltweite Aufmerksamkeit und Robin war der erste deutsche Künstler, der im globalen Shazam die Nummer 1 erreichte.
Wofür steht eigentlich WEPLAY/Tonspiel? Wie bist du auf die Idee gekommen WEPLAY/Tonspiel zu gründen?
Im Musikbusiness bin ich ja seit 1993. Wir hatten uns mit MORE Music und MORE Home Entertainment über die Jahre einen Namen gemacht, aber was mir fehlte war ein separates Label ausschließlich für elektronische Musik. MORE Music bedient ja nahezu alle Genres, aber das rein elektronische fehlte mir. Ich hatte schon 2006 beschlossen, dass ich da was auf die Beine stellen will, mir fehlten aber die richtigen A&Rs und Partner für das Projekt. Bis eines Tages Frank Klein anrief und fragte, ob er mal mit Stefan Dabruck vorbeikommen solle. Der Rest ist Geschichte. Es folgten acht wirklich tolle Jahre in diesem 3-er-Gespann bis 2017 dann mit Mikio Gruschinske als Head Of A&R ein neues Kapitel aufgeschlagen wurde. Eine Zeitlang haben wir dann gebraucht, um uns musikalisch neu zu finden, aber dieser Prozess ist abgeschlossen und seit einiger Zeit verfolgen wir mit unserem Sound wieder eine ganz klare Linie. Mikio „lebt“ das A&Ring, er bastelt gerade an ganz vielen verschiedenen spannenden Baustellen.
Gibt es aktuell andere Projekte, an denen du arbeitest?
Jede Menge. Wir bauen gerade mit starken Partnern ein Hiphop/Deutschrap-Label auf, „HauteCouture Records“ und konnten da mit Acts wie Lunvtek, Der Veib und Eighto schon einige Achtungserfolge erzielen. Ganz frisch geboren ist das „Blacklist“ Label, das wir gemeinsam mit dem BOOTSHAUS in Köln betreiben, dieses auch unter dem Dach von WEPLAY/Tonspiel. Und wir haben bei WEPLAY und bei Tonspiel einige starke Signings, an denen wir in den nächsten Monaten arbeiten werden, allen voran Alex Schulz, auf den wir gerade große Stücke setzen und den wir systematisch aufbauen. Natürlich sind wir generell auf der Suche nach neuen Hits, es wird langsam mal wieder Zeit…
Wir wollen in kreativen wie administrativen Prozessen FREUND für unsere Artists sein.
Wie siehst du die Entwicklung im Musik Bereich in Deutschland und was sind die Ziele für WEPLAY?
Wenn ein Künstler nicht direkt mit einem grossen Hit startet, dann ist es wichtig, ihn so aufzubauen und zu plazieren, dass er langfristig und immer fortwährend solide Streamingzahlen erreicht! Wir nennen das „Grundrauschen“. Wenn dieses Grundrauschen gesund ist, dann hat der Künstler eine solide Fanbasis, auf die man dann aufbauen kann. Das alles ist heute im Streamingzeitalter viel besser möglich, als früher: man kann schneller veröffentlichen, viel effizienter und schneller die Releases screenen und bewerten. Daraus ergibt sich, dass die Künstler eine viel höhere Schlagzahl bei ihren Releases vorlegen können als früher. Hatte ein Künstler früher zwei oder drei große Releases im Jahr, so kann er heute eigentlich ohne Probleme alle paar Wochen etwas rausbringen. Das ändert alle Prozesse, man kann viel schneller sein als früher und es eröffnen sich natürlich auch viel bessere Möglichkeiten. Man kann letztendlich auch mehr ausprobieren. Unser Ziel ist es, in der Umsetzung dieser Erkenntnisse der perfekte Partner und vor allem Freund für unsere Künstler zu sein, der ihnen Möglichkeiten und Richtungen aufzeigt und dafür sorgt, dass sie optimal begleitet werden. Wir wollen in kreativen wie administrativen Prozessen FREUND für unsere Artists sein.
Musiker wollen nur eines tun: Musik machen und kreativ sein. Wer kümmert sich um die Vermarktung eines Musikprojektes, kooperiert mit Agenturen und Veranstaltern?
Das Musikmanagement. Aber woher zaubere ich den perfekten Manager? Was zeichnet einen guten Musikmanager aus? Der perfekte Musikmanager muss der perfekte A&R und der perfekte Vermarkter und der perfekte Administrator zugleich sein. Er muss sich in allen Belangen bestens auskennen, perfekt vernetzt sein und sich letzten Endes auch noch darum kümmern, wenn der Künstler eine Pizza aufs Hotelzimmer haben will. Ganz ehrlich: wer kann das schon? Es gibt viele „Manager“ da draußen, die von sich behaupten, all das hervorragend zu können. Aber schaut man mal hinter die Kulissen, ist da auch viel Geschwätz, leider. Wir versuchen, unseren Künstlern und Partnern nie Dinge zu versprechen, die wir nicht können. Wenn wir einem Künstler etwas versprechen, dann gehen wir durchs Feuer, um das auch zu erreichen. Das Management ist grundsätzlich zu unterscheiden vom Label, das in erster Linie dazu da ist, kreativen Input zu geben und die Musik optimal zu vermarkten. Aber natürlich bestellen wir unseren Künstlern auch Pizza aufs Zimmer, wenn sie das wünschen
Gibt es Tipps, die du unbekannten Musikern geben kannst, um erfolgreich zu werden?
Wenn man von Sonderfällen oder gecasteten Talenten absieht, dann ist es letzten Endes doch immer die eine geniale Idee, die zum Durchbruch eines Künstlers verhilft. Der eine geile Track, der eine perfekte Remix: am Anfang einer großen Karriere steht nun mal meistens ein großes Musikwerk. Das kann man nicht erzwingen, da gehört das richtige Gefühl und mit Sicherheit auch eine Portion Glück dazu. Versucht also, euren Style zu finden. Seid kreativ! Schafft euch Freiräume! Schart ein super Team um euch! Glaubt an euch selbst, lasst euch nichts Falsches einreden, steckt Rückschläge weg, ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren und gebt vor allem nie auf! Und gebt dann einfach Vollgas…
Was sind deine Wünsche für 2020?
Schwierige Frage. Ich sag mal so: wir hier bei WEPLAY sind süchtig nach neuer Musik. Nach faszinierender Musik, die mitreißt. Nach Musik, die Begeisterung und Leidenschaft hervorruft. Ich meine das durchaus auch genreübergreifend – ich kann mich für die verschiedensten Styles begeistern. Aber leider bin ich momentan sehr oft gelangweilt von den aktuellen Trends. Und da ist mein Wunsch: ich wünsche mir A&R Meetings, bei denen unser gesamtes Team auf den Tischen tanzt! Ich wünsche mir ganz viele neue Tracks, die mich mitreißen und begeistern! Und wenn wir es dann auch noch schaffen, ein großes Publikum für unsere Projekte zu begeistern, dann wären meine Wünsche erfüllt.
Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg weiterhin!