Interview Jens Thele | Kontor Records
Seit über 20 Jahren sucht das Plattenlabel Kontor Records nach jungen und talentierten Künstlern. Jens Thele hat das Label im Jahr 1996 gegründet, um lokalen DJs eine Plattform als Produzenten zu bieten. Mit Künstlern wie ATB, Spiller, D.O.N.S., Scooter und Blank & Jones erreichte er international große Erfolge.
Zu den jüngsten Erfolgsgeschichten von Kontor Records gehören u.a. Lost Frequencies, Stereoact, Gestört aber GeiL, Armin van Buuren, DJ Antoine, Lexer, Neelix, R.I.O. oder Scooter. Zusammen mit H.P. Baxxter gründete Jens Thele die Band Scooter und bis heute ist er das vierte Mitglied und fungiert als Manager und Co-Produzent. Zuvor war er Filialleiter des DJ-Ladens „Tractor“ in Hamburg und arbeitete als Senior A&R bei Polygram/Universal, wo er u.a. Nana, Venga Boys und Robert Miles unter Vertrag nahm. In 2003 gründete Thele außerdem den digitalen Musikvertrieb „Kontor New Media“, einer der führenden Digital-Distributoren in Europa. Wir haben mit Jens Thele, dem erfahrenen Geschäftsführer über die Wahlfreiheit der Vertriebswege und Formate von Veröffentlichungen gesprochen.
Was macht ein Label? Entdeckst du Künstler, Produzenten, DJs und veröffentlichst du dann deren Werke? Wie läuft das alles genau ab?
Wow! Diese Frage ist eher in einem Buch oder ausgedehntem Abendessen, und dann auch nur oberflächlich, zu beantworten. In erste Linie sehen wir uns als Partner für unsere Labels, Produzenten, DJs etc. Wir haben uns als Ziel gesetzt, gemeinsam die unterschiedlichen Anforderungen, die der Markt heutzutage mit sich bringt, umzusetzen. Wir sind wie ein offenes Buch für unsere Künstler. Nur so kann man meiner Meinung nach den Anforderungen gerecht werden und diese gemeinsam meistern. Und natürlich decken wir als Label alles ab: Von Signings über Produktmanagement, Künstlermanagement, Verlag, Promotion und Distribution bis hin zum Booking.
Wie ist Kontor zu Marke geworden? Wofür steht Kontor eigentlich?
No Deals with Assholes!
Wie muss man klingen, wenn man auf Kontor Records rausgebracht werden will? Muss man polarisieren? Muss man heutzutage anders sein?
Da gibt es kein richtiges Rezept, aber antizyklisches Handeln hat noch nie geschadet.
Ohne Kompromisse kann man kein Plattenlabel führen. Welche bist du eingegangen?
Ich gehe wenige bis gar keine Kompromisse ein. Es ist nicht mein Beruf sondern mein Lifestyle. Ich habe nur eine Handynummer und Emailadresse und bin 365 Tage im Jahr erreichbar. Ich möchte es auch gar nicht anders handhaben.
Manche Tracks müssen manchmal vor der Veröffentlichung nachgebessert werden. Hast du schon einmal Stücke zurückgewiesen?
Selbstverständlich! Das ist Teil meiner Arbeit und der des A&R Teams.
Wer darf denn nie wieder auf Kontor Records veröffentlichen? Siehe Antwort 2.
Und wen möchtest du unbedingt unter Vertrag nehmen? Da habe ich eigentlich keinen Wunsch. Es ist immer wieder toll, wenn es uns gelingt aus einem Newcomer Track einen Hit zu machen und den einen oder anderen Act, mit dem man dann auch erfolgreich über Jahre zusammenarbeitet, zu etablieren. Darum gehe ich jeden Morgen mit Spaß zur Arbeit.
Ein Label sollte über die finanziellen und personellen Mittel verfügen, um einen Künstler langfristig und zielstrebig aufzubauen. Viele Musiker fragen sich zu Recht, ob ihnen ein Label wirklich weiterhelfen kann. Welches Label passt zu welchem Künstler? Label – ja oder nein?
Wie schon in Antwort 1 angerissen, muss meiner Meinung nach heutzutage das Label alles höchstprofessionell arbeiten und sich als Partner und Dienstleister verstehen. Dann hat man auch weiterhin eine Daseinsberechtigung. Mit beiden Firmen haben wir inzwischen über 60 tolle Mitarbeiter und 5 Studios, in welchen Autoren/Songschreiber/Produzenten u.a. in Songcamps neue Werke kreieren. So macht das Arbeiten dann Spaß!.
Youtube-Stars erzielen ihre Erfolge mit einzeln releasten Videoclips. Gerade Musiker aus dem elektronischen Bereich haben oft gute Erfahrungen damit gemacht Songs on-the-fly zu releasen. Ist ein Sampler heutzutage ein Auslaufmodell? Wie siehst du das in 5 Jahren?
Wir veröffentlichen Tracks schon seit unserer Gründung in 1996. Traditionelles Albumsigning war für uns nie eine Art Geschäftsmodell, daher spielt der Wandel „weg vom Album und hin zur Single“, uns definitiv in die Karten. Was in 5 Jahren ist, kann ich nicht sagen, aber wenn wir weiterhin tolle Partner mit starken Songs haben, werden wir auch weiterhin ein tolles Geschäftsmodell haben. Wir müssen und werden uns nach dem Markt richten – nicht der Markt nach uns.
Der digitale Wandel hat die Musikbranche enorm verändert. Welche Tipps würdest du einem Label-Gründer mit an die Hand geben?
Siehe Antwort 2 😊
Jens, vielen Dank für Deine Zeit für dieses Interview und danke für die MUSIK!
Text: Izabela Chojnowska · Fotos: Jens Thele
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