Interview mit Steffen Harning von Milk & Sugar
Steffen Harning ist ein Part des DJ-/Producing-/Labelprojekts Milk & Sugar. Zusammen mit Michael Kronberger kann er auf mittlerweile 22 Jahre erfolgreiche Releases auf Milk & Sugar Recordings zurückblicken. Neben ihren erfolgreichen Singles wie „Hey Nah Neh Nah“ und „Let The Sun Shine“ stehen ihre etablierten Compilation-Reihen für qualitativ hochwertigen und gediegenen House-Sound, auf denen stets echte „Perlen“ zu finden sind. Als große Milk & Sugar-Fans haben wir bei Steffen Harning nachgefragt.
Hallo Steffen, gerade noch bei der Mixcon, jetzt im Interview mit uns vom DJ-Magazin – ich freue mich, dass du dir die Zeit nimmst, mir ein paar Fragen zu deiner Person und zur „Marke“ Milk & Sugar zu beantworten. Fangen wir mit Milk & Sugar an – jeder kennt den Namen, ja, ihr habt Milk & Sugar zu einer weltweit agierenden Marke entwickelt. Was steht bei Milk & Sugar im Vordergrund, die Compilations, die Eigenproduktionen (wie z.B. das grandiose „Canto Del Pilón“) oder Eure Live-Sets als DJs-Duo?
Ich glaube alle Teile zusammen sind für das Ergebnis wichtig. Wir haben uns als DJs und mit unseren Single-Produktionen über all die Jahre einen guten Ruf aufbauen können. Ich glaube, man nimmt uns die musikalische Kompetenz einfach ab. Und Vertrauen in die Qualität von Produkten ist wichtig, um wiederum über so viele Jahre erfolgreich im Compilation-Business bestehen zu können.
Ihr habt es mit euren Compilations geschafft, vielen Menschen House Musik näher zu bringen. Ich spreche da von mir selbst, da ich musikalisch aus einer ganz anderen (Alternative-) Ecke komme. Acts wie Monolink, Sweed feat. Jalana, Claudia Hiller oder Dayne S. habe ich aber über die Milk & Sugar-Reihe kennen- und lieben gelernt. Wie geht ihr bei der Auswahl der Tracklistings vor, was ist euch wichtig?
Das freut mich zu hören, und tatsächlich ist es so, dass wir viele eher unbekannte Acts mit auf die Compilations genommen haben, weil ihre Songs in unseren Live-Sets so gut angekommen sind. Da denke ich auch ganz besonders an Dayne S. Da es auch weiterhin physikalische CD´s zu unseren Kopplungen geben wird, gehen wir bei der Auswahl immer dem jeweiligen Konzept entsprechend vor: eine CD für den Tag – etwas gechillte deepere Sounds – und eine zum Partymachen mit Clubtracks, die richtig schön anschieben. Wir greifen dabei auf unser großes Label-Netztwerk zurück. Wir lizenzieren Tracks von kleineren Labels, ebenso wie von etablierten Labels wie Defected.
Inzwischen gibt es ja mehrere Ableger der Compilation-Reihe – neben den Summer/Winter Sessions gibt es die u.a. Beach Sessions, die Ibiza Sessions und die House Nation; so lassen sich auf den Miami Sessions Latino-Klänge finden und wiederum glamouröse Disco-House Tunes auf der „Stardust-Compilation“. Hast du einen Faible für eine bestimmte Musikrichtung?
Zum Mixen machen mir die deeperen Sets am meisten Spaß. Erstens, weil das der Sound ist, den ich privat gerne höre, andererseits, weil man durch Harmonic Mixing, also das Mixen auf derselben Tonart, viel interessantere Übergänge zwischen Songs hinbekommt als mit reinem Beatmixing. Der Flow wird so viel smoother.
Steffen Harning – das ist nicht nur Milk & Sugar. Als Musik-Produzent und -Manager kannst du auf dein BWL-Studium zurückgreifen und aus einem immens großem Netzwerk schöpfen, welches du dir über die Jahre hinweg aufgebaut hast. Siehst du es als Erfüllung, jungen Künstlern eine Möglichkeit zu bieten, im Musikbusiness Fuß zu fassen und sich zu entfalten?
Auf jeden Fall! Ich kann mich noch gut erinnern mit wie vielen Problemen wir am Anfang unser Karriere zu kämpfen hatten. Und mittlerweile ist das ganze Business ja noch komplexer geworden. Es hatte früher ausgereicht zu produzieren und aufzulegen. Unser Booker hat sich um die Auftritte gekümmert – fertig! Im Optimalfall hatte man dazu noch ein gutes Label, was für vernünftige Pressefotos Budget locker gemacht hat. Um es heute richtig zu machen, braucht man ein enorm umfangreiches Verständnis wie das Musikbusiness funktioniert. Da kommt meine Rolle als Berater und Manager zum tragen, auch damit sich meine Künstler auf das konzentrieren können, was eigenlich wichig ist – die Musik. Um den Rest kümmere ich mich.
Du betreust ja selbst mehrere junge Künstler, wie z.B. Sandy Dae oder auch Aexcit, die mit „Ain’t You“ kürzlich einen Track auf dem Label Aesthete veröffentlichten. Was muss ein Künstler mitbringen, damit du ihn unter deine Fittiche nimmst?
Bei beiden genannten Acts, also sowohl bei Sandy Dae als auch bei Thomas und Alex von Aexcit, ist eine unglaubliche Passion und Begeisterung für die Musik vorhanden, die ich sofort beim ersten Kennenlernen gespürt habe. Sandy ist eine fantastische DJane, die schon überall in Süddeutschland aufgelegt hatte, bevor wir mit ihr die ersten Produktionen auf Enourmous Tunes veröffentlicht haben und sie international bekannt wurde. Sie rockt jede Party und singt dazu auch noch hervorragend. Bei Aexcit, die ebenfalls auf meiner STARRED Records Labelparty bei der Mixcon aufgelegt haben, sind es ihre Produktionen, die sie absolut einzigartig machen. Es macht so einen Spaß, mit ihnen an neuen Songs zu arbeiten. Ich bin sicher, dass wir dieses Jahr eine Menge erfolgreiche Tracks von ihnen hören und sehen werden.
Auf der MIXCON gab es die Auditions, die Möglichkeit, dass junge Talente Leuten wie dir –also Musikmanagern, Producern und A&R’s– ihre Musik vorspielen konnten. Das Ganze wurde im übrigen sehr passend zur BMW-Welt in mehreren Ausstellungs-Wagen durchgeführt. Wie sind deine Eindrücke? Wie war die Qualität der Produktionen, war etwas dabei, wo du dachtest “wow”?
Die Möglichkeit haben tatsächlich viele Nachwuchsproduzenten wahrgenommen, wir hatten alle Hände voll zu tun! Ich war ja schon letztes Jahr auf der Mixcon in dieser Funktion tätig, aber in diesem Jahr war das Niveau deutlich höher. Es gab einige fast fertige Tracks von Produzenten, mit denen ich Kontakt halte, und einige, die ich mit guten Ratschlägen noch einmal ins Studio geschickt habe. Ich hoffe, jeder konnte sich etwas an Inspiration mitnehmen!
Viel drehte sich auf der MIXCON – wie auch schon 2018 – um Social Media… Reichweite, Reichweite, Reichweite… sind die Künstler heutzutage getrieben von Klicks und vernachlässigen das Eigentliche, die Musik? Oder ist das ein falscher Eindruck?
Ja und nein. Am Ende muss die Musik überzeugen können. Klar gibt es Influencer und Instagram-Promis, die auch mal einen erfolgreichen Titel herausbringen können, weil ihre Fans alles von ihren Idolen liken und kaufen. Aber mal ehrlich: Im Club muss ein Track allein wegen der Musik überzeugen, sonst ist die Tanzfläche ganz schnell leer. Dennoch, zu einem guten Act gehört natürlich ein Social Media Auftritt, in den man ebensoviel Herzblut hineinstecken sollte wie in die Musik.
STARRED Records ist ein neues Projekt von dir. Worum geht es dabei, was ist der Schwerpunkt des neuen Labels?
Die Mixcon hat mir die Möglichkeit gegeben, mich mit meiner Artistagentur MCP Production und mit meinem Label bei der offiziellen After-Party am letzten Messetag präsentieren zu können. Ich hatte mit Aexcit das erste Release auf STARRED Record und gleich eine Top-30 Platzierung bei Beatport. In dieser Richtung soll es auch weitergehen: Musik für DJs, die auf dem Dancefloor Spaß macht. Und natürlich auch im Bereich Dance auf Spotify & Co funktioniert. Ich bin da im Moment absolut offen und freue mich auf die Zusendung von Demos.
Lieber Steffen, vielen Dank für das Interview! Wir wünschen dir, deinem Projekten und deinen Künstlern alles Gute für die Zukunft – bringt weiterhin so tolle Compilations heraus und wir sehen uns hoffentlich auf der DJCon, spätestens auf der Mixcon 2020!
Vielen Dank, bis dahin!
Milk&Sugar:
Facebook: https://www.facebook.com/milksugar
Instagram: https://www.instagram.com/milkandsugar_/
MCP:
Homepage: http://mcp-production.de
Facebook: https://www.facebook.com/mcpproduction/
Heartthis: https://hearthis.at/mcpproduction/
Starred Records:
Facebook: https://www.facebook.com/starredrecords/
Beatport: https://www.beatport.com/label/starred-records/74158